Art on pigs

German

Schweine und erst recht "Schweinereien" sind nicht die Sache.

Schweine sind, wenn sie denn vorkommen, Statisten in Genrebildern zum Landleben, sind schlicht Opfer, wo sich Realisten mit der Nahrungsbeschaffung des Mitteleuropäers abmühen, leiden unter Sarkasmus und Ironie gnadenloser Possenreißer.

Man denke an die Schweine in George Orwells Animal Farm und last but not least an die unsägliche "Miss Piggy" aus dem TV. Was speziell Wildschweine betrifft, muss man vielleicht noch als Jägerlatein anführen, was freilich weder den Jägern noch Sauen zur Ehre gereicht.

All das steht natürlich in einem krassen Missverhältnis zur gesellschaftlichen Präsens des Schweines, zumindest in unseren Breiten. Portioniert ist das Schwein geradezu allgegenwärtig. Aber auch sprachlich vergeht kein Tag, an dem es nicht millionenfach in den Mund genommen wird. Eben dieses verdient eine genauere Betrachtung: Das Schwein ist Subjekt in einer Vielzahl von Metaphern, Redewendungen und Ausrufen - und zwar sowohl in ausgesprochen negativer, prejorativer wie andererseits auch positiver Bedeutung.
Jeder kennt sie, sie brauchen hier nicht aufgeführt zu werden. Der Umstand als solcher ist interessant.

Es scheint nämlich, dass gerade dieses "sowohl - als - auch", das Schillern zwischen "Drecksau" und "Glückschwein" besonders appetitanregend ist. Die Sprache als kollektive Leistung legt die Vermutung nahe, dass wir etwas von dem wir nur eine schlechte Meinung haben, vor dem wir uns ekeln, was wir hassen, auch nicht essen können. Rattengulasch dürfte in Deutschland auf keinem Speiseplan zu finden sein. Doch auch das Gegenteil hat so seine Schwierigkeit. Was wir lieben, von dem wir nur eine gute Meinung haben, bleibt wohl auch vom Kochtopf verschont. Hunde, Katzen, Kanarienvögel, Goldfische, obwohl.... Obwohl etwa die Lende eines deutschen Schäferhundes eine Delikatesse sein dürfte.

Kurzum: Wie es aussieht, fallen der Fressgier der Krönung der Schöpfung nur die Lebewesen zum Opfer, die einerseits irgendwie schlecht, minderwertig, schwächer sind, und es verdienen gefressen zu werden, die andererseits gut, unschuldig, halbwegs rein sind und es auch deshalb wert sind, gefressen zu werden. Ideologiekritisch könnte man dies als eine paradoxe Mangelplausibilisierung bezeichnen. Der Mensch sagt zum Schwein, ich fresse Dich, weil Du eigentlich sowieso nur dazu da bist oder so... aber persönlich hab' ich natürlich nichts gegen Dich. Im Gegenteil: Du echt Ich mag Dich sogar!

Wir wissen, dass es nicht so ganz okay ist, dass wir allein in Deutschland jährlich zig Millionen dieses einstigen Glücksschweinchens verschlingen und als Rechtfertigung können wir eigentlich nur aufführen, dass es eben so ist. Der Rechtfertigungsdruck wächst freilich und zwar in dem Maße, in dem über den Umweg des Umweltbewusstseins auch der breiten Masse Natur überhaupt wieder verstärkt in den Blick gerät.

Die Künstlerin setzt hier andere Akzente und zwar nicht nur als bekennende Vegetarierin. Intuitiv opfert Frau ihr "Herzblut" für eine Sache, die zunächst nur lapidar als Auftragsarbeit anging.

Im Verlauf ihrer Arbeit an den Wildschweinfiguren solidarisierte sie sich jedoch zunehmend mit ihren Fabelwesen und den tatsächlichen Lebewesen gleichermaßen. Wenn auch noch mit einer ironischen Distanz, identifizierte sie sich sogar mit ihnen. Das Ergebnis sind schließlich Geschöpfe wie die "Robot-Sau", die Dino-Sau oder das ägyptische Lustschwein. Aber indem sie sich schließlich selbst genauso bemalte wie die genannten Figuren und für ihre Werkschau fotografisch aufzeichnen ließ, stellt sie sich mit ihren Kreaturen auf eine Stufe und brandmarkt so z. B. jeden sorglosen Schweinefleischkonsumenten als Kannibalen. Ihre Figuren haben so eine Botschaft.

"Herr Ober, ich nehm' jetzt dann doch lieber das Steak -medium bitte.... "

(Wolf-Dietrich Weissbach)


English

Pigs, and especially piggish behaviour, is not the point….

Pigs are, when they appear, supernumeraries in genre pictures of country life, where they suffer from the sarcasm and irony of merciless posse riders in their struggle with the search for food for the middle Europeans.

Think of the pigs of George Orwell's "Animal Farm" and last but not least of the unspeakable "Miss Piggy" from TV. When it comes to wild pigs, one should recall the hunters' yarns; which admittedly are an honour neither for the hunters nor the pigs.

Of course all this is in total disproportion to the social standing of the pig, at least in our regions. In portions, the pig is almost omnipresent. But also linguistically there is no day where it will not be put a million times into our mouths. Even this deserves a closer view: The pig is the subject of various metaphors, idiomatic expressions, exclamations of both extremely negative and simultaneously positive meaning. Everybody knows what they are, so they don't have to be listed here, but the circumstance as such is in itself interesting.

It seems that because of this "Not only, but also" dichotomy, that the shimmer between "dirty pig" and "lucky pig" is highly appetizing. Language as a collective achievement gives rise to the suspicion that if we have a bad opinion about something, something that we feel disgusted by, something that we hate, that we could not possibly eat it. Therefore rat stew is rarely to be found on a menu in Germany. But there are also difficulties with the opposite line of thought: what we love, that of which we have a good opinion, should also not be safe from the cooking pot; Dogs, cats, canaries, goldfish maybe.....but maybe the loin of a German shepherd dog could be a delicacy.

In short, it seems that only living creatures fall victim to the voraciousness of the "supreme creation" that are on the one hand bad, inferior or weak, and deserve to be eaten or, on the other hand, good, innocent, halfway clean creatures who are also worthy of being guzzled. Ideologically this might be considered to a paradox. Man says to the pig " I eat you because you are born to be eaten" - or something like that," but personally I have nothing against you. Just the opposite, I like you very much!"

We know that it is not really ok that, for example, that in Germany alone, millions of these "lucky pigs" are eaten every year. As justification we can only say that that is just the way that it is. Naturally the pressure of justification grows proportionally as the subconscious environmental awareness of the masses comes to the forefront.

The artist puts new emphasis on this - and not only because she is a convinced vegetarian. Intuitively she sacrifices her lifeblood for a matter that was originally just another piece of commissioned work.

In the progress of her work on the wild pig sculptures, she showed more and more solidarity with her creations as well as with their real-life counterparts. Although perhaps with an ironic distance, she identified herself with them. The results are creatures like the "robot- pig", the "dino-pig" or the "Egyptian pig". Since she paints herself in the same manner as her figures, she puts herself on the same level as her creatures and brands every mindless pork eater as a cannibal. Therefore, her sculptures do have a message to convey to their observers.

"Mr. waiter, I guess I'd prefer a steak - medium rare please..."

(Wolf-Dietrich Weissbach)

Verantwortlich f. Übersetzung: Christine Dumsky



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Copyright Photo: Christine Dumbsky und Wolf-Dietrich Weissbach

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